DACAPO in Stichworten
Konzerte
Seit Ende 1985 hat DACAPO unter der Leitung von Ingo Ahmels
über 360 Konzerte mit zeitgenössischer Musik im
umfassenden Sinne veranstaltet: neue Musik, aktuellen Jazz,
außereuropäische Musik sowie Musik aus den
Traditionen der Welt. Zusätzlich fanden, Workshops,
Vorträge und Kinderaktionen statt, so daß
zwischen 40 und 50 Veranstaltungen jährlich
gezählt werden konnten. Die Konzerte finden seit Ende
1994 fast ausnahmslos in der phantastischen Atmosphäre
des Übersee-Museums (vgl. S. 106 f. ) direkt am Bremer
Hauptbahnhof statt.
AV-Archiv/Dokumentation
Von Anbeginn ist die DACAPO-Arbeit dokumentiert. In einem
Pressearchiv sind Konzertkritiken und weitere
Veröffentlichungen über DACAPO seit 1985
gesammelt. Seit Ende 1986 wurde von fast jeder Veranstaltung
ein Audio-Video-Mitschnitt produziert, ergänzend dazu
zahlreiche Ton-Mitschnitte von Radio Bremen. Das
DACAPO-Archiv ist den Mitgliedern des qFörderkreises
zugänglich und per EDV aufbereitet. Es kann z.B. nach
Komponisten, Werken, einem bestimmten Konzert usw. gefragt
werden; der Benutzer erhält die gewünschten Daten
in Sekundenschnelle und kann an einem Hör- und
Sichtplatz das Material vor Ort studieren. Ab Seite 126
dieses Buches ist das aktuelle Register sämtlicher bei
DACAPO aufgeführter komponierter (im Sinne der
GEMA-Kriterien) Musikwerke sowie die Liste sämtlicher
Konzerte wiedergegeben. Das AV-Archiv kann von Mitgliedern
des Förderkreises privat oder zu schulischen und
Forschungszwecken genutzt werden. Es enthält mehrere
hundert erfaßte Dokumente mit weit mehr
Einzeltiteln.
CDs
In Ergänzung der DACAPO-Aktivitäten gründeten
Werner Rabus und Ingo Ahmels 1993 die
Produktionsgesellschaft d'c records, DACAPOs Label.
Während der qFörderkreis Dokumentations-Sampler
»Live bei DACAPO« herausgibt, auf denen wie beim
aktuellen »piano-adventures«-Projekt
querschnittartig Konzertmitschnitte präsentiert und an
die Mitglieder als Jahresgabe verschenkt werden, bringt
»d'c« komplette Live-Produktionen einzelner
Künstler und Gruppen heraus und vertreibt sie auf dem
internationalen Markt. Markenzeichen des d'c-Labels sind
technisch unmanipulierte Live-Mitschnitte. Die spürbare
Spannung zwischen Publikum und Musikern überträgt
sich als lebendige Energie auf den Hörer der CDs. (Das
d'c-Verfahren stellt somit einen Kontrapunkt zu
überproduzierten Studioerzeugnissen dar, die wegen
unzähliger Bandschnitte häufig steril wirken.) d'c
nutzt auch die besonderen Möglichkeiten des Mediums, so
z.B. bei der Kunstkopf-Klangexkursion »in die
Berge« (d'c 6, The Complete Alphorn, Part One, vgl. S.
112 ff.). Bisher liegen 6 d'c-CDs vor, weitere sind
geplant.
Schriftenreihe
Anläßlich der Bremer Erstaufführung von Hans
Ottes »Garten der Klänge«
veröffentlichte DACAPO 1993 den ersten Band der
Schriftenreihe, die sich an Schüler, Studenten, Lehrer
und alle diejenigen Menschen wendet, die am aktuellen
Musikgeschehen interessiert sind. Der Band enthält eine
Auswahl von Primär- und Sekundärtexten von und
über Hans Otte.
Förderkreis
Der DACAPO-Förderkreis ist ein privater
Zusammenschluß von musikinteressierten Laien und
Profis, die die Arbeit DACAPOs unterstützen
möchten, z.B. durch Spenden, aus denen z. B. die
Dokumentations-CDs finanziert werden. Ausführliche
Beschreibung und Beitrittsformular finden sich auf der
qInternet-Homepage oder auf S. 149 dieses Buches.
Kooperationen
Aus der spartenübergreifenden Programmkonzeption
erklärt sich die von DACAPO konsequent geübte
Praxis der Kooperation mit anderen Einrichtungen und
Personen aus Bremen und anderen Städten, die im
folgenden kurz alphabetisch genannt werden sollen. Die
Stuttgarter Künstler-Akademie Schloß
Solitude, ist eine Einrichtung, die an bis zu vierzig
Künstlern aller Sparten und aus allen Teilen der Welt
gleichzeitig Wohn- und Arbeitsstipendien vergibt. DACAPO
lädt in lockerer Folge Solitude-Komponisten, -Musiker
und -Ensembles zu Portraitkonzerten ein, die ihre
Arbeitsergebnisse in Bremen vorstellen. Die bremer
shakespeare company und DACAPO verbindet nicht nur die
Hausanschrift, sondern auch eine inhaltliche Zusammenarbeit,
so in der Reihe »Shakespeare & Music« oder
»Chaos-Mathematik-Künste« (S. 124). Auf der
Shakespeare-Bühne veranstaltet DACAPO bisweilen allein
Konzerte mit szenischer Musik. Das Bürgerhaus
Weserterrassen, zwischen 1985 bis 1994
regelmäßiger DACAPO-Partner, ist ein soziales und
kulturelles Zentrum mit vielfältigen Aufgaben. Die
Nutzung der Räume reicht von der Altentagesstätte
über Kinder-, Foto- und Selbsthilfegruppen, Politik-,
Tanz-, Kultur- und Musikveranstaltungen bis hin zum
Biergarten und Café. Klanglich hinterläßt
DACAPO seit 1993 täglich Spuren vor den Weserterrassen
durch die Klang- und Videoinstallation »Pegasos«
(S. 116), ein permanent leise klingendes Flügelobjekt
direkt vor dem Gebäude. Der Deutsche Musikrat
Bonn fördert punktuell DACAPOs Aktivitäten im
Bereich der neuen E-Musik. Der loftartige Raum der
Galerie Rabus wurde von DACAPO von 1991 bis zur
baulichen Verkleinerung 1994 regelmäßig
angemietet. Mit dem Institut Français de
Brême und der MIB (Musikerinitiative
Bremen) kam es in unregelmäßigen Abständen
zu Kooperationen, z.B. Doppelkonzerten mit auswärtigen
und bremischen Musikern und Workshops. Mit dem Neuen Museum
Weserburg Bremen, einem hervorragenden Sammlermuseum
ausschließlich mit zeitgenössischer Kunst, wurde
die Zusammenarbeit mit einem fast vierstündigen
Morton-Feldman-Konzert begonnen, in das eine
Lichtinstallation integriert war (AV-Archiv qFeldman). Die
projektgruppe neue musik, von DACAPO mit initiiert
und organisatorisch durch die Aufbauphase geführt,
veranstaltet mittlerweile eigenständig jährlich
eine Spezialistentagung mit einigen Konzerten und hohem
Debattenanteil zu wechselnden theoretischen Fragestellungen.
Seit 1986 hat Radio Bremen DACAPO-Konzerte
regelmäßig live mitgeschnitten und vielfach
gesendet. Regelmäßige Zusammenarbeit gibt es mit
drei Hörfunkredaktionen, besonders der Redaktion Neue
Musik, sowie mit zwei Fernsehredaktionen. Der Senator
für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie hat
Dacapo 1992 bei der Durchführung der Japan-Tage
unterstützt und die Gründung des CD-Labels
mitbefördert. Der Senator für Bildung,
Wissenschaft, Kunst und Sport unterstützte die noch
kleine Initiative DACAPO Mitte bis Ende der achtziger Jahre
unter Senator Franke kaum, doch fand spätestens seit
1991 unter Senator Dr. Scherf ein Umdenken statt, welches
die Amtsnachfolgerin Frau Dr. Trüpel konsequent
fortsetzte. Die gegenwärtige Legislaturperiode unter
Senatorin Kahrs ist stark von der Krise des Bundeslandes
Bremen gezeichnet. Das Bremer Übersee-Museum (S.
106 f.) ist seit 1994 der Hauptpartner und
-veranstaltungsort von DACAPO.
Vortragsreihen
Ziel der DACAPO-Vorträge Wege zur Musik war es,
allen an Musik Interessierten Gelegenheit zur direkten
Begegnung mit ausübenden Musikern, Komponisten und
Fachreferenten zu geben. In vierundzwanzig
»WZM«-Veranstaltungen stellten sich dem Publikum
u.a. die Komponisten Mathias Spahlinger, Hans-Joachim
Hespos, Hans Otte sowie die Komponistinnen Carola Bauckholt
und Caroline Wilkins. Weitere Themen: »Die Tuba«
(Melvyn Poore), »Glenn Gould« (Michael Stegemann),
»Die Musik Japans in Tradition und Moderne«
(Robert Günther), »Streichquartette aus der
Sowjetunion« und »Exzentriker der
Klaviermusik« (Hartmut Lück), »Jazzszene
DDR« (Bert Noglik), »Neue Musik aus Afrika«
(Klaus-Hinrich Stahmer, vgl. S. 110). Die Vorträge sind
im qAV-Archiv dokumentiert.
Ziel der aktuellen Vortragsreihe baSICs ist es
hingegen, Klang und Musik naturwissenschaftliche Weise zu
befragen. Eröffnungsreferent ist der Physiker und
Musikfan Cornelius C. Noack von der Universität Bremen.
Bei allen baSICs-Vorträgen, die innerhalb des
»Raumes der Klänge« (S. 113) von Hans Otte
gehalten werden, steht die Frage nach dem So-Sein des
Klanges und den Grundlagen der Wahrnehmung im Vordergrund
und nicht die ideologische Funktionalisierung von Musik und
Klängen. Beiträge zu den Bereichen Physik/Musik,
Biologie/Musik, Psychoakustik/Musik, Medizin/ Musik,
Chemie/Musik und Astronomie/Musik folgen.
Kinderaktionen und Workshops
Bisher fanden einige Instrumentalworkshops, einwöchige
Kinderworkshops unter dem Motto »Kinderoper zum
Selbermachen« sowie ein Indianer-Musik-Workshop mit dem
Navajo Carlos Nakai (Arizona) statt. Der »Hit für
Kids« ist jedoch seit 1993 begeistert aufgenommene
Kultur-Spionage-Bande »KSB«, die 14tägig
für 3-4 Stunden nachmittags stadtweit ihr Unwesen
treibt. Kinder zwischen 8 und 14 Jahren
»überfallen« die verschiedensten kulturellen
Einrichtungen und Künstler der Stadt,
»observieren« sie bei der Arbeit und sprechen mit
den Kulturschaffenden. Unter den über 30 bisherigen
KSB-Opfern waren Proben der Deutschen Kammerphilharmonie
Bremen, die bremer shakespeare company, die Kunsthalle
(einschließlich Katakomben), das Neue Museum
Weserburg, das Künstlerhaus am Deich (mit Druckerei und
Tonstudio), Radio Bremen Fernsehen, Radio Bremen
Hörfunk, die Komponist(inn)en Hans-Joachim Hespos,
Klaus Huber, Younghi Pagh-Paan und viele mehr. Die Neugierde
der Kulturspione wird stets mit ganz persönlichen
Einblicken hinter die Kulissen des Kulturlebens belohnt.
DACAPOs Kultur-Spionage-Pädagogik, sich mit
»Pädagogik« möglichst vollständig
zurückzuhalten und auf die Unmittelbarkeit des Erlebens
zu setzen, ist wie die mehrjährige Praxis zeigt,
bestens geeignet, Kindern und Jugendlichen einen
zeigefingerlosen Zugang zum kulturellen Leben zu
verschaffen. Das Modell hat inzwischen Nachahmer in
Süddeutschland gefunden.
Schule und Universität
DACAPOs Angebot ist öffentlichen Bildungseinrichtungen
zugänglich. Schulklassen und Seminare besuchen
DACAPO-Konzerte und führen Gespräche mit Musikern
und Komponisten. Schüler, Lehrern, Studenten und
Doktoranden nutzen zudem regelmäßig das
attraktive Archiv-Material sowie die qInternet Homepage. Die
Zusammenarbeit mit dem »Atelier für Neue
Musik« der Klasse von Frau Prof. Younghi Pagh-Paan an
der Hochschule für Künste hat 1995 begonnen.
Klanginstallationen
DACAPO hat bisher zwei permanente Klanginstallationen auf
den Weg gebracht, die auf den Seiten 112 f. beschrieben
sind.
|